Foto v.l.: Jost Grünhaupt, Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen, Regina Kömpel, Catharina Rützel, Christel Kömpel, Julian Kömpel, Peter Kömpel sen., Sebastian Schramm, Geschäftsführer Kreisbauernverband Fulda, Alla Kömpel, Stefan Schneider, Vizepräsident Hessischer Bauernverband, Peter Kömpel jun., Jens Kirch, Geschäftsführer Qunetics Alsfeld, Florian Fritzsch, Bürgermeister Großenlüder, Emil Funk, ehemaliger Kreislandwirt Fulda, Dr Stefan Kraus, Amt für Veterinärwesen und Verbraucherschutz, Winfried Schäfer, Kreislandwirt Fulda

Hohe Auszeichnung für Landhof Kömpel

Ehrenplakette des Hessischen Bauernverbandes für Fleischrinderzuchtbetrieb Peter Kömpel aus Großenlüder

Die Familie Kömpel aus Großenlüder erhielt von HBV-Vizepräsident Stefan Schneider die Ehrenplakette für die besonderen Erfolge in der Tierzucht.


Ein Bericht von Jost Grünhaupt, Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen (LLH)

Herausforderung

Die Entwicklung auf dem Hof der Familie Kömpel in Großenlüder lässt sich über die letzten 30 Jahre relativ gut abbilden, denn dieser Betrieb war wie sehr viele in Hessen zu der Zeit ein typischer Gemischtbetrieb. Anschließend verlagerte Peter Kömpel sen. den Betriebsschwerpunkt in Richtung Direktvermarktung und ließ die Milchviehhaltung auslaufen.

Nachdem über mehrere Jahre eine Gebrauchsherde gehalten wurde, begann Peter Kömpel jun. vor geraumer Zeit mit der Herdbuchzucht der Rasse Blonde d´Aquitaine, denn diese großrahmigen, sehr fleischbetonten Franzosen hatten es ihm förmlich angetan. Die Herde wurde von Anfang an im Herdbuch angemeldet und selbstverständlich war es auch für Peter Kömpel der beste Weg, sich über die Ausstellung beim Fleischrindertag in Alsfeld in der Züchterszene bekanntzumachen. Dieses Ziel wurde zielstrebig umgesetzt und bereits vor über 10 Jahren wurde der Herdenbulle Tristan oder auch die Kühe Flaire und Fantasie mit großem Erfolg auf der Landesschau platziert. So verließen die Kreuzungskühe Zug um Zug den Hof und die Herde wurde auf eine Reinzuchtherde der Rasse Blonde d´Aquitaine weiterentwickelt.

Dazu gehören selbstverständlich die erstklassigen Herdenbullen, die selbstgezogen waren, aber auch häufiger aus Stammzuchtgebieten in Frankreich auf den Landhof nach Großenlüder kamen. Punktuell wurden auch weibliche Tiere in Frankreich erworben und die Spitzenkuh Rituelle war sicherlich ein absolutes Ausnahmetier und wurde auch über Embryotransfer vermehrt.

Verwertung in der Direktvermarktung

Die Kombination mit dem Hofladen spielte dabei eine wichtige Rolle, denn das Schlachtgewicht von Blonde d´Aquitaine-Jungbullen liegt häufig über 500 kg und die abgängigen Kühe überschreiten diesen Weg auch des Öfteren. Die Herde wird komplett in eingestreuten Laufställen gehalten, was für das Leistungsvermögen der Tiere besonders günstig ist und die sehr hohen Gewichte danken es natürlich der Betriebsleiterfamilie.

Ein absolutes Highlight war das Abgangsgewicht des Herdenbullen Eldorado, der es auf 954 kg brachte. Neben der Schaubeschickung ist es für den Betriebsleiter von besonderer Wichtigkeit, sich auch züchterisch aktiv zu präsentieren und erstklassige Rinder aus seiner Herde zum Verkauf anbieten zu können. Dazu hat sich der Betrieb beim Bundesfärsenchampionat „Best of“ in Groß Kreutz einen sehr guten Namen erarbeitet, denn in den zurückliegenden Jahren war der Betrieb jeweils mit zwei erstklassigen Rindern in Groß Kreutz mit von der Partie. Die Horion-Töchter Mimosa und Losanne wurden gezielt von auswärtigen Zuchtbetrieben zur Erweiterung der Herden erworben und die Halbschwester Nutella fand einen neuen Besitzer im Harz.

Besonders prägnant war das Jahr 2021, als die Hilvern-Tochter Paris als Spitzentier der Klasse angeboten wurde und bei der reinen Online-Auktion einen neuen Höchstpreis für die Rasse Blonde d´Aquitaine erreichte. Parallel dazu sind Peter und Alla Kömpel auf vielen Ebenen für die Rasse tätig und haben ihre Herde auch immer wieder gezielt weiterentwickelt.

Hornlos mit Augenmaß

Auch dieses züchterisch wichtige Thema hat auf dem Landhof Einzug gehalten, aber hierbei wird von der Betriebsleiterfamilie deutlich mit Maß und Ziel gearbeitet. Der aus Dänemark stammende Vererber Morgan PP hat hier wertvolle Dienste geleistet, aber für die Tiere, die nicht den Anforderungen des Betriebsleiters entsprechen, ist die Verwertung über den Hofladen immer eine klare Alternative.


Die guten Kontakte in das Stammzuchtgebiet in Frankreich nutzte Peter Kömpel schon vor Jahren und informierte sich über das Erscheinungsbild des Gendefektes Axonopathie, bei dem er auch auf den Betrieb mehrfach negative Erfahrungen machen durfte. Für ihn war von vornherein klar, dass diese unerwünschte Genetik über die Möglichkeiten des SNP-Testes analysiert und auch ausgeschaltet werden muss. Deswegen hat er wiederholt Tiere, die bereits in Belgien getestet waren, noch einmal in Deutschland über den Test laufen lassen und damit maßgeblich zur Entwicklung des SNP-Testes beigetragen. Dieses wird vor allen Dingen den Züchterkollegen in allen anderen Bereichen Deutschlands maßgeblich weiterhelfen und natürlich dem eigenen Betrieb auch.

Freiräume für Ehrenamt

Dass ein solch engagierter Betrieb auch in mehreren Bereichen Verantwortung übernimmt, ist eine Selbstverständlichkeit und so hat auch Peter Kömpel neben seinem Sitz im Aufsichtsrat der ZBH auch den zweiten Vorsitz beim Bundesverband Blonde d´Aquitaine übernommen und im kommunalen Bereich ist er ebenfalls für den Berufsstand tätig.


Parallel zur Vergabe der HBV-Ehrenplakette konnten die Besucher auch einen Blick in den neu erbauten Hofladen werfen, der auf sehr hohem Niveau die Produkte des Landhofs und von Partnern anbietet und mit Sicherheit einen sehr guten Maßstab für die Vermarktung von Fleisch, Wurst und vielen anderen Dingen bereithält.


Diese umfangreichen Tätigkeiten sind aber auch nur deswegen möglich, weil die Familie dem Betriebsleiter den Rücken stärkt und ihn auch für die Vertretung im Ehrenamt die notwendigen Freiräume schafft. Nicht nur die hessischen Fleischrinderzüchter, sondern auch alle anderen Landwirte gratulieren der Familie Kömpel aus Großenlüder auf das Herzlichste zur Vergabe der HBV-Ehrenplakette für besondere Erfolge in der Rinderzucht und wünschen auch in den kommenden Jahren weiterhin viel Erfolg in allen Bereichen.